
🏛️ Das Hofhaus Langendernbach – Ein Adelssitz mit Geschichte
Am nördlichen Ortsrand von Langendernbach, einem Ortsteil der Gemeinde Dornburg im Westerwald, steht eines der ältesten und bedeutendsten Baudenkmäler der Region: das Hofhaus Langendernbach. Mit seiner markanten Fachwerkfassade, dem steinernen Sockel und dem charakteristischen Treppenturm erzählt es von einer bewegten Vergangenheit und dem Wandel adeliger Wohnkultur über die Jahrhunderte.
✦ Herkunft und Baugeschichte
Erbaut wurde das Hofhaus zwischen 1556 und 1577 vom Ritter Oswald von Obentraut, einem Angehörigen des hessischen Landadels, und seiner Frau aus dem Hause Reifenberg. Es entstand auf einem hochgelegenen Grundstück mit Blick über den Ort und war Teil eines Fronhofs – also eines herrschaftlichen Wirtschaftshofes, wie sie in jener Zeit typisch waren.
Der Gebäudekomplex ist in Winkelform angelegt: Ein massiver steinerner Westflügel trifft auf einen östlichen Fachwerkflügel, der auf einem steinernen Unterbau ruht. Die Bauweise vereint spätmittelalterliche Substanz mit gestalterischen Elementen der Renaissance, wie dem zweigeschossigen Erker und dem zentralen Treppenturm mit Wendeltreppe und Haube, der um 1600 ergänzt wurde.
✦ Ein Ort historischer Verbindungen
Im Jahr 1602 erwarb Johann Wilhelm von Welschenengsten, genannt Bernkott, das Anwesen. Er war verheiratet mit Christine von Diez, einer Halbschwester des weltberühmten Barockmalers Peter Paul Rubens. Die Familie lebte bis etwa 1636 im Hofhaus und prägte es nachhaltig.
Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurde das Hofhaus – wie viele Adelssitze jener Zeit – geplündert, enteignet und teilweise beschädigt. Doch sein baulicher Kern überdauerte, und bis heute sind zahlreiche originale Details erhalten geblieben, darunter Fachwerkkonstruktionen, Gesimse, Erker und Reste der historischen Innenausstattung.
✦ Sanierung und Erhalt
Im 20. Jahrhundert wurde das Hofhaus mehrfach instand gesetzt – unter anderem 1912 mit Landesmitteln und in den Jahren 1987 bis 1990 im Rahmen einer umfassenden Sanierung. Heute befindet es sich in privatem Besitz, ist aber als Kulturdenkmal eingetragen und wird in der Fachliteratur als bedeutender Vertreter des ländlichen Adelsbaus der Frühen Neuzeit gewürdigt.
Die Architektur des Hofhauses vereint Funktionalität, Repräsentation und historischen Bestandsschutz auf eindrucksvolle Weise. Insbesondere der gut erhaltene Treppenturm, die Erker und das charakteristische Holzgesims machen das Gebäude zu einem architektonischen Juwel im Westerwald.
✦ Denkmal mit Strahlkraft
Das Hofhaus Langendernbach ist mehr als nur ein historisches Gebäude – es ist ein lebendiges Zeugnis regionaler Geschichte, sozialer Umbrüche und adliger Lebensweise in Mittelhessen. Seine Baugestalt, seine Bewohner und seine Wandlungen spiegeln die Geschichte des Landes in einer kompakten, greifbaren Form wider.
Für Ortsgeschichte, Denkmalpflege und regionale Identität spielt das Hofhaus eine zentrale Rolle. Es lädt dazu ein, Vergangenheit nicht nur zu bewahren, sondern auch zu entdecken.